Alma Rosé (Deutsch)

Alma Rosé – Ein Monodrama von Mariusz Urbanek

Das als Monolog konzipierte Stück erzählt die Geschichte der außergewöhnlichen Geigerin Alma Rosé, die in den größten Konzertsälen Europas auftrat. Ihre jüdische Herkunft war ihr Schicksal, denn 1943 wurde sie in Auschwitz interniert, wo sie dann die Dirigentin des Frauenlagerorchesters wurde.

Almas Werdegang wird durch die Musik berühmter Meister begleitet, die vom Women’s String Quartet in Szene gesetzt wird. Es werden Kompositionen von F. Kreisler, J. Strauss, A. Dvořák, F. Schubert, J. Brahms und G. Puccini gespielt. Eine Filmvorführung ist Teil der Performance.

Regie: Olga Strusková

Übersetzung: Jana Lüth

Alma Rosé: Sarah Haváčová

Damenstreichquartett: Hana Dostálová Roušarová, Gabriela Kubátová, Dagmar Mašková, Vladimíra Sanvito

Produktion: JONATHAN LIVINGSTON

Alma Rosé

Alma Rosé wurde am 3. November 1906 in Wien in eine berühmte Musikerfamilie hineingeboren. Ihr Vater, Arnold Rosé, war ein Konzertgeiger von Rang, Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und des Orchesters der Hofoper. Ihre Mutter war die Schwester eines der berühmtesten österreichischen Komponisten, Gustav Mahler. Seit ihrer Jugend gab Alma mit ihrem Vater Konzerte, später auch mit ihrem Mann, dem berühmten tschechischen Geiger Váša Příhoda.

Nach der Trennung von ihrem Mann gründete sie das allseits beliebte Mädchenorchester Wiener Walzermädeln.

Mit der Machtergreifung der Nazis in Deutschland im Jahr 1933 begannen für Almas Familie schlechte Zeiten. Obwohl inzwischen christlich getauft, waren die Rosés nach nationalsozialistischen Gesetzen Juden. Sie wanderten nach England aus, hatten dort aber keine Arbeitserlaubnis. Mit Ausbruch des Krieges erhält Alma in den Niederlanden Asyl, wo sie im privaten Rahmen Konzerte gibt. Mit einem holländischen Ingenieur geht sie eine Scheinehe ein und verschleiert damit ihre jüdische Herkunft. Ende 1942 entschließt sie sich zur Flucht aus den Niederlanden. Mit einem gefälschten Pass wird sie an der französisch-schweizerischen Grenze gestellt. Sie verbringt mehrere Monate im französischen Lager Drancy, von wo sie im Juli 1943 nach Auschwitz deportiert wird. Sie gehörte zu den Frauen, an denen Josef Mengele seine Experimente durchführte. Einer der Insassen des Mengele-Archivs[JL1]  erkannte Alma und machte Josef Mengele auf sie aufmerksam. So kam Alma zur Aufseherin Maria Mandel, die eine Musikerin für ihr Lagerorchester suchte. Diese hatten in den Konzentrationslagern die Aufgabe, morgens vor der Arbeit und abends nach der Rückkehr für die Häftlinge zu spielen. Die Lagerkapelle diente auch dazu, Abwechselung ins Leben der Lagerleitung zu bringen oder die Wachmannschaften bei ihren Feiern und Trinkgelagen zu amüsieren. Nach einem Jahr im Lager starb Alma unerwartet im April 1944, wahrscheinlich nach dem Genuss verdorbener Lebensmittel.

Mariusz Urbanek

Urbanek, Absolvent der juristischen Fakultät der Universität Breslau, arbeitete viele Jahre als Journalist und Reporter für namenhafte polnische Zeitschriften und Zeitungen.

Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf Geschichte und Kultur. So leitete er in den Jahren 2012-2021 auch das Kabinett der Zeitzeugen im Museum des Ossoliński-Nationalinstituts.

Seit 1990 hat er auch eine ständige Kolumne in der Breslauer Monatszeitschrift Odra. Eine Auswahl dieser Werke wurde in dem Buch Unkontrollierte Lecks. Feuilletons aus der Odra (2001) veröffentlicht.


Neben seiner journalistischen Tätigkeit ist Urbanek Autor einer Reihe von Biographien bekannter polnischer Persönlichkeiten und wurde für sein Werk Genie. Lvovs Mathematikschule (2014) für den Literatur- und Geschichts-Preis Identitas (Nagroda Identitas) für geisteswissenschaftliche Arbeiten nominiert.

Olga Strusková

Olga Strusková hat über sechzig Dokumentarfilme gedreht und war an der Entstehung von vier Spielfilmen in tschechisch-japanischer Koproduktion beteiligt. 1990 erhielt sie als erste ausländische Autorin den Preis der japanischen Kulturstiftung HBF (Hoso Bunka Foundation) für die Verbreitung dramatischer Werke.

Seit 1996 ist sie auch am Theater tätig. Als Regisseurin wirkte sie bei mehr als zehn Produktionen mit, z. B. bei der Bühnenaufführung der modernen hebräischen Poesie Kerze in der Wüste. Inspiriert von dem Buch Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry hat sie das Theaterstück Junge von dem Planeten D.S. geschrieben und uraufgeführt. In dieser Aufführung traten Kinder mit Down-Syndrom aus der ganzen Tschechischen Republik zusammen mit einem professionellen Schauspieler auf.
Im Jahre 2012 inszenierte sie das Programm Das Leben lieben nach dem Briefwechsel von Bertha von Suttner und Björnstjerne Björnson. 2014 realisierte sie die Bühnenshow Der Nachlass von Bertha von Suttners.

Jana Lüth

Die aus Olomouc (Tschechische Republik) stammende Dolmetscherin und Übersetzerin für Tschechisch und Slowakisch Jana Lüth kam in den 1980er Jahren nach Westdeutschland und lebt nach vielen Jahren in Hamburg heute in Berlin.

Schon in ihrer Jugend interessierte sich die heutige Slawistin und Germanistin für Kulturthemen, die in Verbindung zu Zeitgeschichte und Politik stehen. Früh begann sie Theater zu spielen und engagierte sich für die Verbreitung verbotener Kulturproduktionen in der damaligen Tschechoslowakei.

Jana Lüths Interesse an politischer Kultur führte auch zu ihrer Begeisterung für das Stück Alma Rosé und letztendlich zu dessen Aufführung in deutscher Sprache, für die sie sich eingesetzt hatte. Der Stoff des Werks habe auch heute nichts an Aktualität verloren, meint Lüth.
„Sie kam mit der Idee, dieses Stück auch in Deutschland aufzuführen. Wir haben dann nach einer Möglichkeit gesucht, diese Idee zu verwirklichen. Die Wahl einer Übersetzerin lag also auf der Hand, denn ich kenne ihre gute, präzise und sorgfältige Arbeit“, so Eva Kaiserová, die tschechische Produzentin von Alma Rosé.

Sarah Haváčová – Alma Rosé

Sarah Haváčová studierte Schauspiel an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Brünn und ein halbes Jahr an der Theaterakademie Stanisław Wyspiański in Krakau. Nach einem dreijährigen Engagement am Petr-Bezruč-Theater in Ostrau zog es sie nach Prag, wo sie seit 2017 an mehreren Theaterbühnen tätig ist. 2019 wurde sie für die Produktion Nach dem Ende der Welt am Theater Bez zábradlí für den Thalia-Preis nominiert. Außerdem spielte sie in zwei deutsch-tschechischen Produktionen, die an den Staatstheatern Augsburg und Nürnberg unter der Regie von Armin Petras aufgeführt wurden.

2010 war sie erstmals im Fernsehen zu sehen und 2018 war sie die weibliche Hauptfigur in der von Tomáš Mašín inszenierten und für die Auszeichnung des Tschechischen Löwen nominierten Serie Professor T. Ihr bisher letztes Fernsehprojekt war die Folge Der Hintergrund der Ereignisse (2021), in der sie unter der Leitung des bekannten Regisseurs Jan Hřebejk spielte.

Sie engagiert sich auch ehrenamtlich. So half sie in einem Waisenhaus in Tansania (2019), beteiligte sich an anderen Projekten oder arbeitete als Sanitäterin auf einer Covid-Station. Zudem war sie Mitorganisatorin und Schirmherrin des sechsten Jahrgangs des Multi-Genre-Festivals „Meeting Brno“.


Hana Dostálová Roušarová – Violine

Die aus einer Musiker-Familie stammende Hana Dostálová Roušarová besuchte das Konservatorium in Brünn und in Prag, das sie mit einem Sibelius-Konzert im Dvořák-Saal des Prager Rudolfinum abgeschlossen hat. Anschließend studierte sie an der Akademie der musischen Künste in Prag und machte ein Praktikum in Freiburg i.B. Es folgte die Teilnahme an verschiedenen Musik-Wettbewerben und dem Musikfestival Prager Frühling. Seit ihrem Studium gilt ihre Leidenschaft vor allem der Kammermusik: So ist sie Gründungsmitglied des Pavel-Haas-Quartetts. Aktuell ist sie Mitglied der Prager Kammerphilharmonie.

Gabriela Kubátová – Violine

Gabriela Kubátová spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr Geige. Nach dem Abitur setzte sie ihr Studium der Violine an der Pädagogischen Fakultät der Karls-Universität Prag fort. Ihr Abschlusskonzert spielte sie 2000 im Prager Rudolfinum. Während ihres Studiums nahm sie an zahlreichen Wettbewerben teil und wurde mit einem Diplom für die Interpretation der Sonate von Leoš Janáček ausgezeichnet. Seit 1997 gibt sie öffentliche Konzerte im In- und Ausland. 2004 beendete sie ihr Postgraduiertenstudium an der Pädagogischen Fakultät der Karls-Universität Prag, wo sie derzeit als Assistenzprofessorin und Leiterin des Fachbereichs Violine am Institut für Musikpädagogik tätig ist.

Dagmar Mašková – Viola (Bratsche)

Die Pragerin Dagmar Mašková absolvierte das Konservatorium und die Akademie der musischen Künste in ihrer Heimatstadt. Als Studentin nahm sie erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben teil, wie z. B. an der Konservatorium-Show oder Beethovens Hradec. 1988–1991 war sie Mitglied des Gustav Mahler Jugendorchesters unter der Leitung von Claudio Abbado. Hier entstand die Idee zur Gründung der Prager Kammerphilharmonie, der sie bis heute als Mitglied der Bratschengruppe angehört. Sie trat auch im Suks Kammerorchester, Symphonischen Orchester des Tschechischen Rundfunks und Orchester des Nationaltheaters sowie als Solistin auf.

Vladimíra Sanvito – Violoncello

Die Cellistin Vladimíra Sanvito spielt ihr Instrument seit ihrem fünften Lebensjahr. 1999 absolvierte sie die Akademie der musischen Künste in Prag. Während ihres Studiums war sie Mitglied des Gustav-Mahler-Jugendorchesters unter der Leitung von Claudio Abbado und des Orchesters der Staatsoper Prag (1994/1995). Sie war Gründungsmitglied des Orchesters von Jiří Bělohlávek, aus dem später die Prager Kammerphilharmonie hervorging. Nach ihrem Aufenthalt in Japan 1997/1998 arbeitete sie als Konzertmeisterin im Orchester des Nationaltheaters Prag.
Seit 2018 ist sie stellvertretende Konzertmeisterin im Orchester des F.X. Šalda-Theaters in Liberec. Ihr Interesse gilt insbesondere der Kammermusik, dem Solospiel und der authentischen Interpretation von Barockmusik.